Wo findet sexueller Missbrauch statt

Missbrauch in der Familie und im sozialem Nahfeld

Sexueller Missbrauch findet daher vor allem im nahen sozialen Nahfeld der Kinder und Jugendlichen statt. Dazu gehören der Freundes- und Bekanntenkreis der Familie, die Nachbarschaft, die Verwandtschaft sowie die Familie selbst. In vielen Fällen besteht ein Vertrauensverhältnis zwischen beiden, in manchen Fällen ist das Mädchen oder der Junge dem Erwachsenen innig verbunden.

Dieses Nähe - und Vertrauensverhältnis wird vom Täter oder von der Täterin ausgenutzt, die meisten Opfer sind arglos - sie spüren zunächst keine Gefahr und können sich deshalb kaum schützen.

Bei innerfamiliärem Missbrauch ist es für nicht missbrauchende Elternteile und andere Familienmitglieder oftmals schwer, die Taten wahrzunehmen. Sexuellen Missbrauch trauen die meisten Menschen eher Außenstehenden als Angehörige zu. Je näher der Täter oder die Täterin dem Kind oder Jugendlichen steht, umso schwerer ist es für die Betroffenen , sich aus den Macht- und Abhängigkeitsstrukturen zu lösen und sich Hilfe zu holen. Gerade in Fällen ,in denen der Täter oder die Täterin hohes Ansehen bei den Eltern genießt oder eine Respektsperson für oder innerhalb der Familie ist, können sich Mädchen und Jungen kaum vorstellen, dass ihnen geglaubt wird und dass sie Unterstützung erhalten.

 

Missbrauch in Intutionen

 

Auch Bildungs -, Sport- und Freizeiteinrichtungen, in denen sich Kinder aufhalten, sind Orte, an denen sexueller Missbrauch stattfindet. Potenzielle Täter und Täterinnen wählen häufig pädagogische oder therapeutische Berufe oder (ehrenamtliche) Betätigungsfelder, in denen es möglich ist, sich Kindern und Jugendlichen leicht und dauerhaft zu nähern. Sie nutzen die Autorität, die ihnen in anerkannten - etwa pädagogischen, sportlichen oder religiösen - Einrichtungen zukommt, und profitieren von dem Vertrauen, das Eltern ihnen entgegenbringen.

Sie zeichnen sich zudem häufig durch pädagogisches Geschick aus, sind meist beliebt und gelten bei den Kolleginnen und Kollegen als besonders engagiert. Gerne übernehmen sie ungeliebte Tätigkeiten , decken kleine Schwächen oder professionelle Fehler der Kolleginnen und Kollegen - und sorgen so für eine Atmosphäre der Dankbarkeit und Loyalität. Systematisch erschleichen sie sich das Vertrauen der Kinder , bevorzugen einzelne Mädchen oder Jungen, stellen sich scheinbar auf eine Stufe mit dem

(potentiellen) Opfer , indem sie eine exklusive Beziehung errichten und die anderen Erwachsenen als bedrohlich oder wenigstens verständlich darstellen. So gelingt es, das Mädchen oder den Jungen von der Umwelt zu isolieren , stärker an sich zu binden und immer weiter von helfenden Personen abzuschirmen.

Zudem ist zu beachten , dass in pädagogischen und medizinisch- therapeutischen Institutionen , wie Heimen, Behinderteneinrichtungen, Kliniken oder therapeutischen Praxen, solche Kinder und Jugendlichen überrepräsentiert sind, die bereits vorbelastet sind durch verschiedene Formen von Kindeswohlgefährdungen (sexueller Missbrauch,körperliche und seelische Misshandlung, Vernachlässigung). Sie sind häufig besonders bedürftig nach Nähe und Zärtlichkeit. Diese Bedürftigkeit wird von Tätern oder Täterinnen , die in diesem Bereich arbeiten, ausgenutzt und fälschlicherweise als Einwilligung in sexuelle Handlungen umgedeutet.

 

Missbrauch durch Fremdtäter 

Aus der Perspektive von Tätern und Täterinnen ist es deutlich einfacher, auf bestehende Vertrauens-, Macht- und Abhängigkeitsverhältnis zu bauen als einen Kontakt zu fremden Kindern oder KJugendlichen herzustellen. Deshalb sind fremde Täter seltener als solche , die die Kinder oder JUgendlichen kennen. Fremdtäter suchen Kontakt zu Mädchen oder Jungen an Orten in der Öffentlichkeit oder im Internet, wo sich Kinder oder Jugendliche typischer Weise aufhalten, z.B. auf Spielplätzen , in öffentlichen Verkehrsmitteln, Schwimmbädern, auf dem Schulweg oder auf Social Media. Sie versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen und nutzen ihre Höflichkeit aus. Manche konzentrieren sich auf Jungen oder Mädchen, die sich selbst überlassen scheinen, die sich langweilen,

" rumhängen", einsam wirken oder sich offen für Komplimente oder Interesse an ihrer Person zeigen. Kinder und Jugendlichen erscheinen Menschen oft nicht mehr fremd , wenn man sich zum 2. oder 3. Mal in der Öffentlichkeit trifft und ein paar Worte gewechselt oder online Kontakt hatte.

 

Exkurs - Missbrauch als rituelle Gewalt

als rituelle Gewalt bezeichnet man die systematische Anwendung schwerer körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt, etwa in Sekten (z.B. Satanismzus, schwarze Magie), in Gruppen, die einer extremen Ideologie verfallen sind (z.B. Faschismus), und insbesondere in organisierten Ringen kommerzieller sexueller Ausbeutung.

Die Opfer werden systematisch, oft von früher Kindheit an, durch Konditionierung und Programmierung ("Mind Control") zu Funktionalität und Gehorsam gezwungen. Durch Folter, Prostitution und Mord werden sie auf den Kult verpflichtet und abhängig gemacht. Rituelle Gewalt ist eine extreme und sadistische Form der Gewalt gegen Kinder und auch Erwachsenen . Der seelische und / oder körperliche Missbrauch wird planmäßig, zielgerichtet und widerholt ausgeübt - oft über einen langen Zeitraum, der auch Kindheit und Jugend überdauern kann, denn Ausstiegswillige werden unter Druck gesetzt, erpresst und verfolgt.

Dem Phänomen der rituellen Gewalt wird mit besonderer gesellschaftlicher Abwehr bis hin zur Leugnung begegnet.