Mobbing

Mobbing oder mobben als soziologischer Begriff beschreibt das wiederholte und regelmässige , vorwiegend seelische Schikanieren ,Quälen und Verletzen eines einzelnen Menschen durch eine beliebige Art von Gruppe.

Mobbing kann z.b. erfolgen in der  Familie , in der Schule, am Arbeitsplatz , in Vereinen , in Wohneinrichtungen ( Heimen) oder in Gefängnissen , in Wohnumfeldern (Nachbarschften) oder im Internet (Cybermobbing) .

Zu typischen Mobbinghandlungen gehören Demütigungen, Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen, Zuweisung sinnloser Aufgaben, Gewaltandrohung, soziale Isolation oder ständige Kritik an der Arbeit.

Etymologie

Der Begriff Mobbing wurde in der zweiten Hälfte des 20.sten Jahrhunderts aus dem Englischen übernommen. Das Verb "to mob", von dem das Wort Mobbing abgeleitet  ist, bedeutet zunächst allgemein "belästigen,anpöbeln", Das deutsche Wort "Mob" ,

das ebenfalls aus dem Englischen entlehnt ist, bezeichnet eine aufgewiegelte Volksmenge sowie allgemein "Meute , Gesindel, Pöbel, Bande "

Anders als im skandinavischen Ländern und im deutschsprachigen Raum wird in englischsprachigen Ländern jedoch üblicherweise der Begriff "bullying" (etwa: Schikanieren , Drangsalieren)für Mobbing verwendet.

In deutscher Übersetzung bedeutet "bully" als Substantiv " brutaler Kerl, Schläger, Tyrann , Maulheld " und als Verb "tyrannisieren, schikanieren, einschüchtern, piesacken.

Begriffsgeschichte

1963 hat der Verhaltensfiorscher Konrad Lorenz den Begriff Hassen geprägt: Lorenz bezeichnete damit Gruppenangriffe von Tieren auf einen Fressfeind oder anderen überlegenen Gegner - dort von Gänsen auf einen Fuchs.

Der schwedische Arzt Peter-Paul Heinemann verwendete 1969 den Begriff Mobb(n)ing für das Phänomen, dass Gruppen eine sich von der Norm abweichend verhaltende Person attackieren.

Bekannt in der heutigen Bedeutung wurde der Begriff durch den aus Deutschland ausgewanderten schwedischen Arzt und Psychologen Heinz Leymann, der von Mobbing in Bezug auf das Arbeitsleben sprach. Seine Forschungen über direkte und indirekte Angriffe in der Arbeitswelt begannen gegen Ende der siebziger Jahre . 

Anfang der neunziger Jahre veröffentlichte Leymann seine erste Arbeit, welche die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammenfasste.

Die Berichte weckten zunächst nur Intresse in den nordeuropäischen Staaten und wurden verzögert im mitteleuropäischen Raum rezipiert.

Veröffentlichungen , eindringliche Fallschilderungen, öffentliche Diskussionen , die Aufnahme der Thematik durch Unternehmensberater, Gewerkschaften , Arbeitgeber und andere Verbände sowie in der Medizin machten das Thema Mobbing zunehmend einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Definition

Umgangssprachlich ausgedrückt bedeutet Mobbing , dass jemand - zumeist am Arbeitsplatz, aber auch in anderen Organisiaionen - fortgesetzt geärgert, schikaniert, in passiver Form als Kontaktverweigerung mehrheitlich gemieden oder in sonstiger Weise asozial behandelt und in seiner Würde verletzt wird. Eine allgemein anerkannte Definition gibt es nicht . Die meisten Forscher betonen laut Christoph Sevdl folgende Gesichtspunkte:

      * Verhaltensmuster  Mobbing bezieht sich auf ein Verhaltensmuster und nicht auf               eine einzelne Handlung. Die Handlungsweisen sind systematisch, das Heißt, sie               wiederholen sich ständig.

      * Negative Handlungen Mobbingverhalten kann verbal ( Z.B. Beschimpfung),                    nonverbal (zb.Vorenthalten von Informationen) oder physisch (zb. Verprügeln)

        sein. Solche Handlungen gelten üblicherweise als  feindselig , aggressiv, destruktiv

        und unethisch.

     * Ungleiche  Machtverhältnisse: Die beteiligten haben unterschiedliche 

         Einflussmöglichkeiten auf die jeweilige Situation. Eine Person ist einer anderen

         unter- beziehungsweise überlegen. Dazu ist kein Rangunterschied nötig.

        Eine Ungleichheit kann durch die bloße Anzahl bedingt sein:

        Viele Personen  gegen eine Person.

     * Opfer : Im Handlungsverlauf bildet sich ein Opfer heraus, das infolge ungleicher             Machtverhältnisse Schwierigkeiten hat, sich zu verteidigen.

Dan Olweus betrachtet dagegen auch einzelne schikanöse Vorfälle als Mobbing, wenn diese sehr schwerwiegend sind.

Erscheinungsformen

Am Arbeitsplatz

Handlungen :

In einer qualitativen Interviewuntersuchung stellte Heinz Leymann 45 Mobbinghandlungen fest, die er als relevant ansah. Martin Wolmerath und Axel Esser identifizierten ohne Anspruch auf Vollständigkeit über 100 verschiedene Mobbinghandlungen. Typische  Mobbinghandlungen betreffen etwa organisaionale  Maßnahmen (zb. Kompetenzentzug oder Zuteilung sinnloser Arbeitsaufgaben; auch als Straining bezeichnet),soziale Isolierung ( zb, Meiden und Ausgrenzen der Person), Angriffe auf die Person und ihre Privatsphäre (etwa Lächerlichmachen der Person), verbale Gewalt (zb. mündliche Drohung oder Demütigung), Androhung oder Ausübung körperlicher Gewalt und Gerüchte.

Messung:

In empirischen Untersuchungen ist eine Messbarmachung (Operationalisierung) von Mobbing notwendig. Diese Operationalisierungen leiten sich zumeist von den jeweils verwendeten Definitionen ab. Bekannte Instrumente sind der Negative Acts Questionnaire und das Leymann Inventory of Psychological Terror. Daneben gibt es auch weniger bekannte Messinstrumente , wie etwa das nach psychosometrischen Prinzipien konstruierte Burnout-Mobbing-Inventar.